“Mending is about the journey travelled, not reinstating the impossible perfection of the new.”– „The Art of Repair“ von Molly Martin
Etwas reparieren. re|pa|rie|ren. Aus dem Lateinischen reparare = wiederherstellen, ausbessern, aus: re- = wieder, zurück und parare, parieren. Im Duden heisst es: „Etwas, was nicht mehr funktioniert, entzweigegangen ist, schadhaft geworden ist, wieder in den früheren intakten, gebrauchsfähigen Zustand bringen.“Doch etwas zu reparieren kann noch viel mehr sein als das blosse Wiederherstellen von etwas, das kaputt gegangen ist.Etwas zu reparieren bedeutet auch, sich mit etwas zu beschäftigen, zu verstehen wie etwas funktioniert, wie es hergestellt wurde, woher es kommt, was es braucht, um es reparieren zu können.
Ein langanhaltendes Gefühl
Doch das Beste ist, dieses Gefühl bleibt. Wenn ich den Pullover trage, den ich vor einiger Zeit geflickt habe, erinnere ich mich an meine Arbeit, als ich das Loch gestopft hatte. Und daran, wie das Loch in den Pullover kam: Eines Tages blieb ich bei der Gartenarbeit irgendwo hängen und schon war es passiert. Ein Loch in meinem Lieblingspullover, was für ein Mist! Auch kann ich mich an den Moment erinnern, wie ich mir den Pullover auf einem Flohmarkt in der Stadt gekauft habe. An die Frau, die ihn mir verkaufte. Es war eine etwas ältere Dame, sie hatte freundliche Falten um die Mundwinkel und freute sich darüber, dass jemand anderes sich über ihr Lieblingsstück freute.
The Art of Repair
Molly Martin ist Künstlerin und hat das Buch „The Art of Repair“ geschrieben. Dieses Buch war Inspiration für diesen Artikel, weil sie einen anderen – vielleicht auch für uns in mancher Hinsicht – neuen Blick auf das Thema Reparieren wirft. Sie hat viele einfach nachzumachende Techniken und Tipps im Repertoire, wie du etwas reparieren kannst. Das Buch ist hier bei uns im Shop erhältlich.In ihrem Buch stellt sie etwas Wichtiges fest:
„In our modern society we are actively encouraged to fight the process of ageing. We are told that ageing is bad and unattractive and that we must avoid it at all costs. The problem is that, like our clothes, we all age. Our bones become brittle, our skin carries scars (and sometimes stiches) from accidents along the ways. Our hair becomes thin or grey and our joints begin to seize. We all break from time to time. But we also mend, with the help of time or a doctor. We carry the knocks of life on our bodies, like an old, much-loved, patched pair of trousers. Our wrinkles are a sign of time, of weather, and of life – and that should not be shamed, but celebrated.“– „The Art of Repair“ von Molly Martin
Uroma reparierte und meditierte?
Ich erinnere mich noch an meine Uroma wie sie in ihrem grossen Sessel sass und etwas reparierte. Eigentlich immer, wenn wir zu Besuch kamen, sass sie dort ganz vertieft und nähte, stopfte, strickte irgendetwas was kaputt gegangen war. Ich war noch ein kleines Kind, doch es muss mich sehr fasziniert haben, sie dort so sitzen zu sehen. Was genau es war, wusste ich damals natürlich nicht. Heute würde ich sagen, es war eine fast meditative Ruhe die sie in diesen Momenten umgab. Diese Ruhe war etwas Besonderes, denn sie tat ja etwas und sass nicht still einfach nur da.
Reparieren macht stolz und selbstbewusst
Heute weiss ich aus eigener Erfahrung, dass es eines der wunderbarsten Gefühle ist, die ich kenne. Etwas mit meinen eigenen Händen zu reparieren macht mich stolz und selbstbewusst. Es ist ein Gefühl von Balance und Zufriedenheit. Es macht mich glücklich.
„Using our hands creates a feeling of connection. When used often, our hands become „intelligent“: they begin to work unconsciously. When we repair something (anything), our motor skills are honed and our head is fully engaged, leaving a sense of calm and balance, not to mention satis-faction. Repairing a beloved item of clothing enhances the experience of wearing it and leaves the repairer with a renewed sense of ownership. But it‘s more than that. People often tell me how pleased they are to reconnect with their hands, how they are left feeling relaxed, confident and capable, how they are able to slow down.“– „The Art of Repair“ von Molly Martin