Loving Story
Natürlich Färben mit Pflanzen
Mit Pflanzen natürlich färben: Inspirationen und Tipps
In den Büchern von Rebecca Desnos „Botanical Colour at your Fingertips“ und Abigail Booth „Wild gefärbt“ konnte ich viele Inspirationen zum Thema Färben mit Pflanzen finden. Vor allem hat mich überrascht, dass es nicht mal unbedingt spezielle Färberpflanzen wie Indigo, Krapp, Färberwau oder Färberkamille sein muss. Nein, es geht auch mit Rosmarin, Salbei, Walnusschalen, Sommerfliederblüten, Avocadoschalen und -Kernen, Zwiebelschalen (roten und gelben), oder auch mit Schwarzem Tee. Und noch mit vielem anderen mehr… Aber irgendwo sollst du ja mal anfangen können. Und: Je einfacher, desto besser! Ich habe damals angefangen, die Reste der Avocados zu sammeln, denn es braucht nicht viele Kerne oder Schalen, weil sie viele (substantive) Tannine, also pflanzliche Gerbstoffe besitzen und zudem wunderschöne Farben machen – von Pfirsich bis Pink.
Vor ein paar Tagen habe ich mit den Blüten des Schmetterlingsflieders gefärbt. Das Ergebnis war ein intensives, warmes Ockergelb. Wunderschön!
Und so geht es:
1. Step – Stoff Beizen
Zunächst solltest du deinen Stoff beizen. Ich habe mich für die natürliche Variante entschieden und beize meine Stoffe mit Sojamilch.
Dazu setzt du eine Sud aus Sojamilch und Wasser im Verhältnis 1:5 an (das heisst beispielsweise, einen Liter Sojamilch mischst du mit 5 Litern Wasser).
Nun legst du deinen feuchten Stoff hinein und lässt ihn mindestens zwölf Stunden darin einweichen.
Dann lässt du es an der frischen Luft hängend trocknen. Lasse es am besten mindestens sieben Tage hängen, damit sich die Proteine gut mit den Fasern verbinden können. Achte darauf, dass die Sojamilch nicht anfängt zu fermentieren, weil dann dein Stoff einen unguten Geruch annehmen könnte!
2. Step – Färbersud ansetzen
Nun setzt du deinen Färbersud an. Hierbei gibt es kein Richtig oder falsch, manche setzen ihren Färbersud nach Rezepten an, andere machen dies nach Gefühl. Es ist dir überlassen, was am besten zu dir passt!
Tipp: In den meisten Fällen ist das Verhältnis 100g Stoff zu 100g Färbermaterial ein guter Anhaltspunkt.
Setze also in einem Färbertopf einen Sud an.
Hinweis: Wenn du AnfängerIn bist, kann zunächst erstmal jede Art von Topf sein, er sollte nur möglichst gross sein. Wenn du etwas fortgeschrittener sein wirst, wirst du die noch erfahren, dass zum Beispiel ein Topf aus Aluminium andere Ergebnisse erzielt als ein Topf aus Stahl. Jedoch ist das an dieser Stelle erstmal nicht so wichtig, weil es darum gehen sollte, einfach mal anzufangen. Je einfacher es ist anzufangen, desto wahrscheinlicher ist es, dass du ins Ausprobieren kommst und deine Neugier verrückt spielt 🙂
Also: Lege das Färbermaterial, zum Beispiel die Avocadokerne in einen grossen Topf. Füge so viel Wasser hinzu, dass das Färbermaterial gut bedenkt ist. Nun lasse es langsam (!) köcheln, je langsamer desto besser (es könnte sonst die Farbe bräunlicher werden lassen).
Wenn es leicht köchelt, schalte soweit zurück, dass es nur mehr leicht simmert. Lasse es ein bis eineinhalb Stunden vor sich hin simmern.
Dann lasse den Sud langsam abkühlen.
Wenn der Sud abgekühlt ist, siebe das Färbermaterial heraus, indem du ein Baumwolltuch über ein Sieb legst. Es sollten keine kleinen Teilchen mehr in dem Sud schwimmen, weil sie später eventuell Flecken auf deinem Stoff machen könnten.
Lass den Sud mindestens über eine Nacht stehen.
…Puh! Immer noch nicht fertig, denkst du jetzt vielleicht? Ich kann dich verstehen… und ja, das Färben mit Pflanzen braucht viel Zeit. Doch es lohnt sich, du wirst sehen!
3. Step – Stoff färben
Jetzt wird’s spannend: Lege nun dein feuchtes Stück Stoff, Textil oder Wolle in deinen Färbersud. Fülle den Topf so viel mit Wasser auf, bis dein Textil oder die Wolle gut bedenkt ist und Platz hat darin zu schweben.
Lasse alles laaaangsam köcheln. Dann zurückschalten bis es nur mehr leicht simmert. Wieder etwa eine Stunde simmern lassen. Dann nimm alles vom Herd und lass deinen Stoff mindestens über Nacht darin die Farbe annehmen. Du kannst immer mal wieder hingehen und deinen Stoff leicht und vorsichtig hin und her schwenken, damit die Farbe schön gleichmässig wird. Dann zum Trocknen aufhängen.
Tipp: Es ist kein Muss solange zu warten. Sobald du mit der Intensität der Farbe zufrieden bist, kannst du es herausnehmen und zum Trocknen aufhängen.
Hinweis: Beim Trocknen achte darauf, deinen Stoff nie in die direkte Sonne zu hängen, denn Sonnenlicht bleicht die Farbe aus. Lasse es lieber im Wind und im Schatten langsam trocknen.
Voilà!
Und? Wie schaut’s aus? Bist du glücklich? 🙂
Du kannst auch mit Sojamilch Muster auf deinen ungefärbten Stoff malen oder mit Eisenbeize die Farbe nach dem Färben verändern oder auch tolle Muster damit im Nachhinein malen. Doch dazu später mehr in einem neuen Beitrag 😉
Ich hoffe, ich konnte dich inspirieren? Wenn du magst, teile doch deine Färberei unter dem Hashtag #guckindiewelt_ch auf Instagram 🙂 So können wir uns austauschen und von einander lernen!
Herzlich,
Naemi