Loving Story

Reparieren gehört zum Leben

Sali,

das bin ich mit meinem Papa. Von ihm habe ich etwas wichtiges gelernt: das Flicken und Reparieren. Er hat immer alles mögliche repariert. Die Löcher in Hosen, Stühle die wackelten, den Henkel des Picknickkorbs. Aus der Not machte er eine Tugend und war äusserst kreativ dabei. Er nähte und flickte, nahm andere Dinge und nutze sie um (zum Beispiel wurde ein alter Gürtel der neue Henkel des Picknickkorbs), oder sägte und klebte. Heute weiss ich um seinen Einfallsreichtum und Erfindergeist und möchte meine Erfahrungen gerne mit dir teilen. 

Foto von Naemi Hertig und ihrem Papi

Die Schönheit liegt in der Vergänglichkeit.
Manchmal geht etwas kaputt. Das gehört zum Leben dazu. Wenn wir etwas reparieren, können wir das sichtbar machen: Das Kind tobt und trollt draussen herum, klettert auf den Baum, springt mit Anlauf in die nächste Matschpfütze und isst gerne Schokoladeneis.
Wir können sehen, dass die Jacke gerne getragen wurde, dass sie geliebt wurde und viele Abenteuer erlebt hat. Dass sie uns so viel wert ist, dass wir sie reparieren und sie jetzt noch viel schöner ist als vorher. Die Ausbesserungen erzählen von unseren Ausflügen und Abenteuern, die wir jeden Tag zusammen erleben.

Das gelbe Sofa – ja, das ist auch so eine Geschichte. Ich fand es vor einigen Jahren auf Ebay Kleinanzeigen, ein wahnsinnig tolles und ausgeklügeltes altes Sofa. Ich schätze, es wurde in den 50er Jahren gebaut. Es ist aus Holz und wirklich durchdacht: Die Armlehnen sind durch einen einfach Mechanismus zur Seite klappbar. Sie dienen zur Verlängerung der Sitzmatratze. Nun legt man die beiden Rückenpolster auf die aufgeklappten Armlehnen und – zauber, zauber – es ist ein gemütliches (!) Bett. Ich finde es so genial!

Als ich es abholte damals, war es ziemlich abgerockt. Es hatte ganz offensichtlich schon einige Leute bequem sitzen und schlafen lassen. Es musste definitiv einen neuen, frischen Bezug bekommen! Seitdem ist es das Gelbe Sofa. Viele waren interessiert, es mir bei den vielen Umzügen netterweise abzunehmen, aber ich konnte mich bis heute nicht von ihm trennen.

1989 war ich vier Jahre alt.
2020 trug mein Sohn diese Lederhose zum ersten Mal. Dazwischen noch meine kleine Schwester. Und nach meinem Sohn wahrscheinlich meine Tochter.

Als meine Mutter mir diese Lederhose mitbrachte und in die Hand drückte, sagte sie nicht viel: Die hattest du schon an. Vielleicht möchtest du sie haben?

Was ich damals noch nicht wusste: Diese Lederhose sollte der Beginn von guckindiewelt sein…

Naemi Hertig Unterschrift Signatur